Blog: Scheren - Einfach oder eine Kunst?


Pferd scheren – Dein kompletter Guide für die Schersaison
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, die Tage werden kürzer, und im Stall fallen die ersten Haare schon beim Putzen in großen Mengen aus dem Fell. Unsere Pferde entwickeln ihr typisches Winterfell – dicht, wollig und kuschelig. Für die Natur ist das genial, denn so sind die Tiere bestens gegen Kälte, Wind und Nässe geschützt. Für uns Reiter:innen bringt es jedoch auch Herausforderungen mit sich. Ein verschwitztes Pferd braucht im Winter ewig, um wieder trocken zu werden, und die Gefahr von Erkältungen steigt.
Genau deshalb greifen viele Pferdebesitzer:innen zur Schermaschine. Doch ab wann macht Scheren Sinn? Welche Muster gibt es? Und welche Schermaschine ist die richtige? In diesem Blogbeitrag findest Du alle Antworten – plus die Ergebnisse unserer großen Community-Umfrage, bei der Reiter:innen ihre Erfahrungen mit dem Scheren geteilt haben.
Warum Pferde überhaupt Winterfell bekommen
Bevor wir uns mit dem Scheren beschäftigen, lohnt sich ein Blick in die Natur. Das Winterfell ist ein Wunderwerk der Evolution. Es besteht aus zwei Schichten:
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Unterhaar: feine, dichte Haare, die wie Wolle wirken und die isolierende Luftschicht bilden.
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Deckhaar: längere, gröbere Haare, die Regen, Schnee und Wind abhalten.
Dieses Zusammenspiel sorgt dafür, dass Pferde Temperaturen bis -15 °C locker aushalten – ganz ohne Decke. Die Muskeln arbeiten dabei wie eine Heizung: Wird es kalt, steigt die Durchblutung, die Haare stellen sich auf, und das Luftpolster wird dicker.
Wichtig zu wissen: Nicht die Kälte selbst löst das Fellwachstum aus, sondern das kürzer werdende Tageslicht. Viele Reiter:innen decken ihre Pferde im Herbst frühzeitig ein, in der Hoffnung, damit das dicke Fell zu verhindern. Doch das funktioniert nur eingeschränkt. Viel eher kann es zu einem Hitzestau kommen, der den Kreislauf belastet.
Belastung für den Organismus
Der Fellwechsel und das Ausbilden des Winterfells sind echte Kraftakte für den Pferdekörper. Bis zu 75 % der Stoffwechselenergie fließen in die Wärmeregulierung. Das bedeutet: Dein Pferd braucht im Herbst und Winter mehr Nährstoffe, vor allem Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe.
Viele Reiter:innen reduzieren im Winter das Futter, weil die Pferde weniger bewegt werden. Aber Vorsicht: Wenn es draußen richtig kalt wird, kann das Pferd trotz reduzierter Arbeit sogar mehr Energie verbrauchen. Achte also gut auf den Ernährungszustand.
Warum scheren – und wann nicht?
Nicht jedes Pferd muss geschoren werden. Hier lohnt sich ein genauer Blick auf Haltung und Training.
Gründe, nicht zu scheren:
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Offenstallhaltung ohne intensives Training
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Freizeitpferde, die nur leicht bewegt werden
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robuste Rassen mit guter Kälteverträglichkeit
Hier reicht eine Abschwitzdecke nach dem Reiten, bis das Pferd wieder trocken ist.
Gründe, für das Scheren:
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Pferde im intensiven Training schwitzen stark und trocknen nur langsam
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Nasses Fell kann zu Auskühlung führen
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Geschorene Pferde sind leistungsbereiter, da sie weniger Energie ins Schwitzen stecken
Umfrage-Ergebnis: 55 %³ der Reiter:innen scheren ihr Pferd regelmäßig, weitere 42 %³ nur teilweise (z. B. Hals oder Bauch). Nur 3 %³ verzichten komplett auf die Schur.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die erste Schur?
Das Winterfell ist meist Ende Oktober bis Anfang November vollständig ausgebildet. Das ist der beste Zeitpunkt für die erste Schur. Danach hängt es vom Fellwachstum ab, wie oft nachgeschoren werden muss.
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52 %³ der Befragten scheren ihr Pferd 2–3 Mal pro Saison.
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41 %³ kommen mit einer einzigen Schur aus.
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Nur wenige scheren häufiger.
Die meisten starten im Oktober (47 %³), gefolgt von November (33 %³). Einige wenige beginnen schon im September, wenn das Fell sehr früh dicht wird.
Tipp: Die letzte Schur solltest Du spätestens Anfang Februar machen, damit sich das Sommerfell rechtzeitig entwickeln kann.
Vor- und Nachteile des Scherens
Vorteile
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Pferd trocknet nach dem Training schneller → Erkältungsgefahr sinkt
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Weniger Schwitzen → höhere Leistungsbereitschaft
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Leichtere Fellpflege, weniger verfilzte Haare
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Überhitzung im Training wird vermieden
Nachteile
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Thermoregulation gestört → Deckenmanagement wird Pflicht
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Mehr Futterbedarf, da das Pferd schneller friert
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Haut empfindlicher, Gefahr von Scheuerstellen
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Koppelgang nur eingeschränkt bei Frost oder starkem Wind möglich
In der Umfrage nannten viele Reiter:innen als größten Nachteil das aufwändige Deckenmanagement. Ständig umdecken, waschen und anpassen kostet Zeit – aber für viele überwiegt der Trainingsvorteil.
Beliebte Schermuster
Das Schermuster hängt davon ab, wie stark Dein Pferd trainiert wird, wie es gehalten wird und wie kälteempfindlich es ist.
Unsere Umfrage zeigt:
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Teilschur (23 %³) ist am beliebtesten,
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gefolgt von der Deckenschur (20 %³) und
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der Vollschur (18 %³).
Einige wählen auch kreative Varianten wie die Rallyeschur.
Die wichtigsten Schermuster im Überblick:
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Bib-Schur: Nur Brust und Hals, minimal, ideal für Offenstallpferde mit leichter Arbeit.
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Irische Schur: Hals und Bauch geschoren, Rücken bleibt behaart. Schnell und einfach.
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Streifen-Schur: Ein Streifen am Hals und Bauch, schützt Rücken und Nieren.
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Deckenschur: Größere Flächen frei, empfindliche Stellen wie Rücken und Beine bleiben geschützt.
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Jagd-Schur: Fast das ganze Pferd geschoren, Beine und Sattellage bleiben behaart.
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Vollschur: Alles runter – nur für Sportpferde im Ganzjahrestraining geeignet.
Tipp: Male das Muster vorher mit Kreide auf, so behältst Du die Linien im Blick. Viele Reiter:innen nutzen zusätzlich Schablonen für kleine Motive – Herz, Stern oder Kleeblatt.
Schritt für Schritt: So gelingt die Schur
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Vorbereitung: Pferd gründlich putzen, Fell muss trocken sein.
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Ruhiger Platz: Anbindeplatz mit rutschfestem Boden wählen.
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Gewöhnung: Pferd an Geräusch und Vibration der Maschine gewöhnen.
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Scheren: Gegen die Fellrichtung in langen Zügen arbeiten, Bahnen leicht überlappen.
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Maschine pflegen: Alle 10–30 Minuten Klingen ölen, Haare entfernen.
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Nachbereitung: Pferd gründlich putzen oder abspritzen, im Solarium oder unter Decke trocknen.
In der Umfrage gaben viele Reiter:innen an, dass stumpfe Klingen und schwierige Körperbereiche (Beine, Kopf) die größten Herausforderungen sind. Plane genug Zeit ein und nutze für Details eine kleine, leise Maschine.
Schermaschinen im Vergleich
Eine gute Schermaschine ist die halbe Miete.
Unsere Umfrage:
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36 %³ nutzen kabelgebundene Schermaschinen,
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30 %³ Akkumaschinen,
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14 %³ kombinieren Hauptmaschine + kleine Detailschermaschine.
Kabelgebunden
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Vorteile: unbegrenzte Laufzeit, meist leistungsstärker, sofort einsatzbereit
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Nachteile: schwerer, Kabel kann stören, Verletzungsrisiko
Akku
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Vorteile: leichter, leiser, kein Kabel im Weg, flexibler Einsatz
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Nachteile: Akku muss geladen werden, teurer, Reserveakku sinnvoll
Tipp: Wenn Du mehrere Pferde scherst, lohnt sich eher ein kabelgebundenes Modell. Für ein einzelnes Pferd ist eine Akkumaschine meist komfortabler.
Extra: Kopf und Beine scheren
Der Kopf ist empfindlich. Wichtig: Tasthaare an Maul und Augen sowie die Haare in den Ohren dürfen nicht entfernt werden – das ist sogar tierschutzwidrig. Nutze für Details eine kleine, leise Maschine.
Beine sind oft schwierig, weil viele Pferde dort kitzlig reagieren. Fang deshalb frühzeitig damit an, bevor Dein Pferd ungeduldig wird.
Kreativität beim Scheren
Wer sagt, dass Scheren nur praktisch sein muss? Viele Reiter:innen nutzen Schablonen, um kleine Motive auf die Kruppe zu zaubern – ein Herz, einen Stern oder ein Kleeblatt. Das ist nicht nur hübsch, sondern auch ein kleines Highlight in der dunklen Jahreszeit.
Scheren bringt viele Vorteile für Pferde im Wintertraining, verlangt aber auch mehr Verantwortung. Ohne gutes Deckenmanagement geht es nicht. Unsere Umfrage zeigt: Die meisten Reiter:innen entscheiden sich für eine Teilschur oder Deckenschur, beginnen im Oktober und scheren 2–3 Mal pro Saison. Bei den Maschinen liegt die Kabelvariante knapp vor Akku, viele ergänzen mit einer kleinen Detailschermaschine.
Egal, ob Du Dich für eine Bib-Schur, eine Deckenschur oder eine Vollschur entscheidest – plane genügend Zeit ein, bereite Dein Pferd gut vor und denke an die richtige Nachsorge. Dann wird die Schur nicht zur lästigen Pflicht, sondern zu einem festen Teil der Wintersaison.
Und wer es bunt mag: Mit Schablonen wird die Schur zum echten Hingucker im Stall.
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