Warm-Up für Pferd und Reiter
Vor dem Sport aufwärmen? Für jeden Marathonläufer, Schwimmer oder Fußballer ist das obligatorisch. Doch, mal im Ernst – wer von Euch wärmt sich selbst vor dem Reiten ausreichend auf?
Dabei ist richtiges Aufwärmen für die Gesunderhaltung unerlässlich. Und das gilt nicht nur für uns Menschen, sondern auch für unseren liebsten Sportpartner – unser Pferd. Wir haben ein paar simple Aufwärmübungen für Pferd und Reiter für Euch, die Ihr ohne viel Aufwand in Euren Trainingsalltag integrieren könnt.
Den inneren Schweinehund überwinden
Wer kennt diese Situation im Winter nicht? Nach dem Feierabend geht es auf direktem Weg in den Stall. Das Thermometer zeigt schon -15 Grad und alleine der Gedanke an die nächsten drei Stunden in der Kälte lassen einen schon Gänsehaut bekommen. Also: Möglichst schnell Putzen und ab auf’s Pferd, denn beim Reiten wird man ja warm.
Bei unseren Pferden sind wir Reiter ja stets darauf bedacht, diese vor allem bei kalten Temperaturen ausreichend aufzuwärmen, bevor wir mit der Arbeitsphase beginnen. Doch, mal im Ernst – wer von Euch wärmt sich selbst vor dem Reiten ausreichend auf?
Der Großteil von uns schwingt sich wohl direkt auf den Pferderücken.
Dabei vermindert richtiges Aufwärmen nicht nur erheblich das Verletzungsrisiko, sondern trägt auch zur Steigerung der Leistungsfähigkeit bei. Außerdem wird beispielsweise die Beweglichkeit der Muskulatur gefördert und unser Kreislauf kommt in Schwung.
Und wer sich jetzt denkt "Soll ich mich jetzt neben mein Pferd stellen und Hampelmänner machen?" - keine Angst – wir haben einige wirklich einfache und dennoch effektive Aufwärmübungen für Euch in petto.
Mit dem Pferd bei Fuß
Vor allem bei Minusgraden ist es wichtig, unsere Pferde vor dem Reiten ausreichend im Schritt aufzuwärmen. Mindestens 15 Minuten sollte man hierfür einplanen. Diese Zeit kann man als Reiter nutzen, um sich selbst mit warm zu machen. Das geht ganz einfach, indem man das Pferd Schritt führt, statt es zu reiten. Dabei kommt der Kreislauf in Schwung und eingefrorene Zehen werden wieder besser durchblutet.
Außerdem kann man die Schrittphase nutzen, um das Pferd bereits vom Boden aus auf sich aufmerksam zu machen. Hierfür eignen sich anfangs einfache Übungen wie Halten und wieder Anführen oder Rückwärtsrichten.
Um das Pferd zusätzlich vom Boden aus zu gymnastizieren, kann man es beispielsweise leicht dehnen oder übertreten lassen. Dazu führt man das Pferd in Stellung und Biegung auf einer großen Volte. Das innere Hinterbein soll hierbei in Bewegungsrichtung vermehrt unter den Schwerpunkt treten. Dadurch wird die äußere Körperhälfte gedehnt, die Hüfte mobilisiert und somit die Hinterhand aktiviert. Wichtig ist dabei natürlich, dass die Übung auf beiden Händen gleichmäßig ausgeführt wird.
Warm-Up im Sattel
Nachdem das Pferd bereits die ersten Lockerungsübungen absolviert hat, kann der Reiter sich nun in den Sattel schwingen. Beim weiteren Schrittreiten lassen sich folgende Übungen ganz einfach in den Trainingsalltag integrieren.
Um den Rücken zu dehnen, werden beide Arme so weit wie möglich nach oben gestreckt. Dabei kann man entweder im Sattel sitzen bleiben oder sich in die Steigbügel stellen. Dadurch wird zwar gleichzeitig der Gleichgewichtssinn des Reiters geschult, es erfordert aber auch viel Feinabstimmung zwischen Pferd und Reiter.
Vor allem diejenigen von uns, die den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen, werden das Problem von verspannten Schultern kennen. Um diese zu lockern, kann man die Schultern kreisen lassen – nach vorne und nach hinten. Im zweiten Schritt kann man die Übung dann erweitern und die Arme hinzunehmen. Dabei wird außerdem die Nackenmuskulatur gelockert.
Eine weitere Übung zur Mobilisierung der Wirbelsäule ist das Arme drehen. Hierbei werden die Arme zur Seite gestreckt und der Oberkörper so weit wie möglich um die eigene Achse rotiert. Wichtig ist, dass die Übung in beide Richtungen ausgeführt wird. Zur Sicherheit bietet es sich an, immer eine Hand am Zügel zu lassen und die Übung erst mit dem einen und dann mit dem anderen Arm auszuführen. Nur, wer sein Pferd sicher an den Schenkel- und Gewichtshilfen hat, kann die Zügel auf den Hals legen und beide Arme vom Köper weg strecken.
Gemeinsame Lösungsphase
Sind Pferd und Reiter nach der Schrittphase mental und körperlich entspannt, ist das die beste Voraussetzung für die Lösungsphase. Diese dauert in der Regel nochmals 15-20 Minuten. Wichtig ist aber, dass man hier immer genau in sich und das Pferd hinein hört und die Dauer je nach Tagesform von Pferd und Reiter anpasst. Ein Patentrezept für die Losgelassenheit eines Pferdes gibt es bekanntlich nicht, jedoch aber einige Übungen, die sicherlich dazu beitragen.
Generell sollte man zunächst im Schritt, dann auch im Trab (Leichttraben) viele gebogene Linien reiten. Wichtig ist dabei, dass man anfangs keine zu engen Wendungen einbaut. Am besten eignen sich hier Hufschlagfiguren wie Zirkel und große Volten. Außerdem können viele Handwechsel mit eingebaut werden, damit das Pferd auf beiden Händen gleichmäßig gymnastiziert und aufgewärmt wird. Auch Seitengänge können, je nach Ausbildungsstand des Pferdes, mit in die Lösungsphase integriert werden. Diese tragen aber nur zur Losgelassenheit des Pferdes bei, wenn sie korrekt ausgeführt werden.
Im Trab sollte das Pferd in leichter Anlehnung fleißig, aber nicht zu eilig vorwärts traben. Häufige Übergänge helfen dabei, das Pferd zu lösen. Später kann hier auch der Galopp mit eingebaut werden. Vor allem bei Übergängen zwischen Trab und Galopp kann sich der Rücken des Pferdes lockern und dieser kommt zum Schwingen.
Am Ende der Lösungsphase kann man mit dem ‚Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen‘ überprüfen, ob sich das Pferd genügend an die Hand herandehnt und im Rücken locker mitschwingt. Ein losgelassenes Pferd erkennt man außerdem an einem leicht getragenen, pendelnden Schweif, locker mitwippenden Ohren und dem zufriedenen Abschnauben.