Wie erkenne ich, ob meinem Pferd der Sattel passt?
Wie erkenne ich, ob mein Sattel (noch) passt? Hier spielen sehr viele Faktoren eine Rolle. Das komplexe Zusammenspiel aus Reiter, Sattel und Pferd ist immer ganz individuell zu beurteilen und erfordert eine regelmäßige Sattelkontrolle durch einen Experten.
Grundsätzlich gilt: ein passender Sattel ist nie ein Dauerzustand. Dein Pferd verändert sich – und so auch der Pferderücken. Hierauf haben vor allem Training, Fütterung, Haltung und der Gesundheitszustand des Pferdes einen großen Einfluss. Doch auch der Sattel verändert sich. Das Polster setzt sich mit der Zeit und wird durch Benutzung fester und ungleichmäßiger. Ein unpassender Sattel kann beim Pferd Satteldruck, Verspannungen und Schmerzen auslösen. Der Sattel sollte also in jedem Fall ein- bis zweimal pro Jahr von einem Sattler kontrolliert werden. Bei jungen Pferden, oder bei Trainings- oder Haltungsänderungen häufiger, da sich die Sattelpassform hier schneller verändern kann.
Du kannst aber schon Vieles selbst prüfen und damit einschätzen, ob Du Deinen Sattel mit gutem Gewissen auf Dein Pferd legen kannst oder es wieder Zeit ist, ihn überprüfen und anpassen zu lassen. Folgende Kriterien verraten Dir schon sehr viel über die Passform Deines Sattels.
Schulterfreiheit beim Sattel
Der Sattel muss hinter der Schulter liegen. Du solltest mit der Hand noch gut zwischen Schulter und Sattel entlangstreichen können. Bei einem Springsattel darf das bewegliche Sattelblatt auch an die Schulter kommen. Wichtig ist, dass das feste Kopfeisen mit genügend Platz hinter der Schulter liegt.
Widerristfreiheit beim Sattel
Der Widerrist ist ein sehr sensibler Bereich, da sich hier direkt unter der Haut Knochen befindet. Mittig auf dem Widerrist sollten nach oben mindestens drei Finger zwischen Sattel und Widerrist Platz haben. Seitlich vom Widerrist sollten mindestens zwei Finger Platz haben. Prüfe das immer von beiden Seiten.
Wirbelsäulenfreiheit beim Sattel
Die Wirbelsäule ist sehr empfindlich und auf die Dornfortsätze sollte kein Druck und kein Gewicht kommen. Der Wirbelkanal des Sattels sollte daher immer großzügig ausfallen und auch seitlich der Dornfortsätze noch genügend Platz lassen. Bei einem Blick von hinten mittig auf den Sattel siehst Du, wie viel Platz zwischen der Wirbelsäule und den beiden Sattelkissen ist.
Die Sattellage beim Pferd
Die Sattellage ist nicht bei jedem Pferd gleich. Manche Pferde haben eine kleinere Sattellage und man muss darauf achten, dass der Sattel nicht über die Sattellage hinausgeht. Der Pferderücken darf höchstens bis zum letzten Brustwirbel zum Tragen kommen. Darüber hinaus darf keinerlei Gewicht auf dem Pferderücken lasten. Du erkennst den 18. Brustwirbel anhand der letzten Rippe. Taste Dich an der Rippe entlang nach oben. Dort, wo die Rippe endet, folgst Du der Linie senkrecht nach oben bis zum Wirbel. Wenn man die Rippe bei einem Pferd nur schwer ertasten kann, kannst Du eine Hand breit vorderhalb des Flankenwirbels als Richtwert nehmen.
Auflage und Druckverteilung beim Sattel
Insgesamt sollte der Sattel eine sehr gleichmäßige Auflagefläche haben und eine gute Druck- und Gewichtsverteilung bieten. Nur so kann sich das Pferd ohne Einschränkung und mit einem guten Gefühl unter dem Sattel bewegen. Streiche bei Deinem Sattel mit der Hand zwischen Pferd und Sattelpolster entlang – zum Einen hinter der Schulter, von oben nach unten – zum Anderen hinter dem Sattelblatt, von vorne nach hinten. Du solltest ohne Widerstand locker und gleichmäßig mit der Hand durchkommen. Wenn Du an einer Stelle nur schwer durchkommst, ist das ein Hinweis auf eine Druckstelle und eine ungleichmäßige Auflage.
Der richtige Schwerpunkt beim Sattel
Es gibt den Schwerpunkt des Sattels und den des Reiters. Wenn Du den Sattel auf dem Pferd von der Seite betrachtest, siehst Du die konkave Form des Sattelsitzes. Der Schwerpunkt des Sattels befindet sich an der tiefsten Stelle des Sitzes. Dieser sollte genau mittig im Sitz sein. Ist der Schwerpunkt des Sattels zu weit vorne oder hinten, ist eine ungleichmäßige Druck- und Gewichtsverteilung die Folge. Der Schwerpunkt des Reiters wird u.a. durch das Verhältnis der Körperform, wie z.B. der Beinlänge zu der Sattelform und -größe beeinflusst.
Das waren nur ein paar der wichtigsten Kriterien für eine gute Sattelpassform, und nur eine Beurteilung am stehenden Pferd. Du kannst es aber als wertvolles Hilfsmittel nutzen. Ein regelmäßiger Blick auf die Sattelpassform hilft Dir, Unstimmigkeiten früh zu erkennen und von Deinem Sattler oder Deiner Sattlerin des Vertrauens korrigieren zu lassen. Das ist schonmal die beste Voraussetzung dafür, dass Du und Dein Pferd ein gutes Team sein könnt.
Hier findest Du alles rund um das Thema Sattel, Sattelgurte und Zubehör >>