#Kreutzbitte: Der Nachhaltigkeitsegoist
#Kreutzbitte - die Reitsportkolumne mit Herz
Lisa Marie Kreutz ist 21 Jahre alt, in Magdeburg geboren und ist auf internationalen Turnieren, mit ihren Pferden Icemen de Paep und Clintas, bis in den CSI***-Bereich präsent. Derzeit lebt sie in Nordrhein-Westfalen um dort an ihrem Traum der Profikarriere zu arbeiten. In Ihrer Kolumne #Kreutzbitte schreibt sie über Themen die ihr am Herzen liegen oder erzählt, mit viel Herz, Geschichten aus ihrem Leben als Nachwuchsreiterin.
Instagram: @lisamariekreutz
#Kreutzbitte: Der Nachhaltigkeitsegoist
Das Leben ist nicht immer nur schwarz oder weiß. Es ist nicht wie im Parcours, wo man eine Distanz zum Sprung findet oder eben nicht. Und dennoch finde ich mich immer öfter in Situationen wieder, in denen ich einfach bestimme, dass es doch genau so sein muss oder zumindest sein sollte. Es erscheint mir viel einfacher, ein genaues Ziel vor Augen zu haben und dieses dann konsequent zu verfolgen. Ein Problem zu erkennen und es dann schnellstmöglich, auf direktem Wege, zu lösen.
So geht es mir auch mit Nachhaltigkeit. Ich dachte immer: Umso nachhaltiger ich lebe, desto besser. Klingt verführerisch logisch oder? Ich hatte also mein Ziel diesbezüglich ganz genau vor Augen und war gewillt es schneller zu erreichen, als Felix Haßmann reiten kann. Doch wie ich bereits sagte: Das Leben ist nicht immer nur schwarz oder weiß. Um genau zu sein, ist es das sogar nie, ganz egal was ich davon halten mag. Es gibt immer - ja, wirklich ausnahmslos - Alternativen, Mittelwege und gut begründete Kompromisse. Allerdings sind Kompromisse im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit, für mich mit Egoismus gleichzusetzen.
Als Mensch, der von sich behauptet, mit großspurigem Egoismus tendenziell wenig zu tun zu haben, ist es ziemlich schmerzhaft dann doch in die Rolle des eiskalten Egoisten gezwungen zu werden. Aber wer zwingt mich, wenn nicht ich selbst? Die Reitsportwelt tut das. Selbstverständlich ist es immer einfach die Schuld von sich wegzuschieben, gerade dann wenn einem die gesamte Sache ohnehin von dem inneren Nachhaltigkeitsfaultier erschwert wird. Jedoch wird ein jeder von euch wissen, wovon ich spreche. Nachhaltigkeit bedeutet im Prinzip, dass ich mit Ressourcen so umgehe, dass sie im gleichen Maß nachwachsen, wie sie verbraucht werden. Um dem gerecht zu werden, muss man erstmal sein ganzes Leben auf den Kopf stellen und sogar das ein oder andere Opfer erbringen. Unter uns sind sicherlich viele, die das der Umwelt zu liebe sogar umsetzen. Allerdings gibt es eine Sache die niemand von uns opfern würde und die einen rein nachhaltigen Lebensstil fast unmöglich macht: Reitsport. Das ist zwar sehr traurig, dennoch ist es deswegen nicht weniger wahr. Die Wahrheit tut manchmal einfach weh. Aber müssen wir das wirklich so hinnehmen? Müssen wir die Rolle des Nachhaltigkeitsegoisten, mit gesenkten Köpfen, annehmen und uns geschlagen geben?
Nein, dass müssen wir nicht. Ich weigere mich das hinzunehmen. Denn auch wenn die unumgänglichen Reisen zum Turnier unsere Freundin, die Umwelt, durchaus belasten und viele Reitsportkonzerne leider immernoch mehr Plastik verwenden als sie sollten, gibt es doch so viel was wir tun können. Wir können beispielsweise unseren Konsum einschränken, indem wir nur kaufen was wir auch wirklich brauchen und uns auch dann erstmal informieren, ob es vielleicht eine nachhaltige Alternative zu unserem Wunschprodukt gibt. Wir können, falls möglich, einmal öfter mit dem Fahrrad zum Stall fahren und versuchen unsere Abfälle zu reduzieren, indem wir gewisse Dinge versuchen zu reparieren anstatt sie wegzuschmeißen. Ich bin gewiss kein Nachhaltigkeitsprofi, aber ich weiß, dass wir diese und unzählige andere Möglichkeiten haben.
Kommen wir mit all unseren Bemühungen am Ende in ein Gleichgewicht? Vermutlich nicht. Dazu gibt es noch zu viele Sachverhalte in der Reitsportwelt, die grundlegend verändert werden müssen. Es ist durchaus ein moralischer Zwiespalt in dem wir uns befinden und ich bin auch der Meinung, dass ein wichtiges Thema wie Nachhaltigkeit keine Grenzen haben sollte, aber manchmal ist nunmal das Einzige was man tun kann, sich zu bemühen. Ich glaube fest daran, dass wir trotz erzwungener Kompromisse etwas bewegen können, indem jeder von uns tut was er kann. Es liegt in unserer Hand die Veränderung zu bewirken, indem wir uns bewusst dagegen entscheiden das Problem zu ignorieren. Ignoranz ist eine Entscheidung, keine Lösung. Vielleicht können wir nicht über Nacht die Welt verändern, aber wir können alle dazu beitragen, das Pferdeuniversum zu einer nachhaltigeren Galaxie werden zu lassen. Ja, das können wir und das müssen wir auch.
Für uns, für unsere Pferde und unseren Sport...aus Liebe zur Umwelt.