How to Showmanship

In diesem Beitrag bringt Dir unsere RNBS-Teilnehmerin Helene von @prince.freckles die Showmanship näher.

Die ersten Leute die auf jedem Turnier auf den Beinen sind: Die Showmanshipper. Oft klingelt der Wecker deutlich vor um 6, denn es gibt vor dem Start noch einiges zu erledigen, denn Mensch und Pferd müssen auf Hochglanz gebracht werden. Kein Staubkorn und kein Grasfleck dürfen zu sehen sein. So viel Aufwand für eine Prüfung bei der gar nicht geritten wird? Es ist doch sicher nicht schwer sein Pferd ein wenig durch die Gegend zu Führen und dabei hübsch auszusehen. Wer so denkt, ist definitiv noch nie eine Showmanship gelaufen, denn hinter dieser Prüfung steckt viel mehr Arbeit als man eigentlich vermutet. In diesem Beitrag möchte ich euch ein paar allgemeine Informationen sowie Tipps und Tricks zu meiner vermeidlichen Paradedisziplin geben-Here we go!
Allgemein gilt die Showmanship als Prüfung in der das Pferd entgegen der vielen anderen gerittenen Disziplinen an der Hand vorgestellt wird. Dabei zeigt der Reiter, dass sein Pferd willig an der Hand zu führen ist. In der vorzustellenden Aufgabe sind Manöver wie das Drehen, Set-Up, Rückwärts etc. enthalten, doch dazu später mehr.

 

DAS OUTFIT

In der Showmanship spielt das Outfit eine bedeutende Rolle, da hier der Vorsteller im Mittelpunkt steht. Gemäß Regelbuch (hier beziehe ich mich auf die Regelungen der EWU) besteht dieses aus einer langärmligen Bluse, Stiefeln oder Stiefeletten die über die Knöchel reichen und einer langen Hose. Zudem trägt man einen Westernhut oder einen Helm. In der Showmanship ist es auch den Jugendlichen erlaubt einen Hut anstelle des Helms zu tragen.
Ein für die Showmanship optimales Outfit sollte in sich stimmig sein und der eigenen Figur schmeicheln. Farblich abgestimmte Kombinationen wirken dabei besonders harmonisch.

  • Westernhut: Man kennt ihn aus Cowboyfilmen oder von Freizeitreitern- den Westernhut. Gerade dadurch entsteht ein sehr unseriöses Bild von diesem Hut. Gerade in der Showmanship in welcher das Erscheinungsbild eine zunehmende Rolle spielt, sollte kein X-beliebiger Westernhut gewählt werden. Billige Hüte ohne jegliche Formgebung erinnern eher an einen Sombrero und sind zwar vielleicht kostengünstig, doch sind sie fernab von praktisch. Wichtig ist nämlich nicht nur das Aussehen des Hutes, sondern auch dessen Passform. Billige Hüte sind in den meisten Fällen unpassend, sodass der Hut gerne in der Prüfung vom Kopf fällt. Daher sollte man beim Kauf eines Hutes sich an einen Experten wenden. Diese helfen dir die richtige Größe zu finden und passen ihn dir ggf. an. Zudem kannst du dir deinen Hut gleichzeitig shapen lassen. Das bedeutet, dass dein Hut mit der Hilfe von Wasserdampf in die gewünschte Form gebracht wird. Die modernen Westernhüte sind sehr kantig geshaped und verleihen einen besonders eleganten Eindruck. Neben der Form des Hutes ist die Qualität ebenso wichtig.
    Westernhüte bestehen aus Filz wobei die Qualität vom Biberhaaranteil abhängt. Je höher der Biberfilz Anteil desto besser ist die Qualität. Bemerkbar macht sich das in den Möglichkeiten den Hut zu shapen. So sind Hüte mit 10X Beaver Qualität besser zum shapen als beispielweise diese mit 3X.
  • Oberteil: Showmanshipoberteile sind oft etwas länger als die anderen Blusen. Bekannt sind dabei entweder Jackets oder Slinkys. Viele Glitzersteine sowie auffällige Farben sind hier keine Seltenheit. Natürlich sind Oberteile die besonders stark funkeln sehr schön, doch oft auch ziemlich kostenintensiv. Maßangefertigte Stücke sind hervorragend geeignet, da sie perfekt sitzen. Jedoch ist die Anfertigung erheblich teurer als die vorgefertigten Modelle.
  • Hose: In der Showmanship werden besondere Anforderungen an die Hose gestellt. Sie muss über die Stiefel gehen, sollte keine auffällige Naht und ebenso keine aufgenähten Taschen besitzen. Gut eignen sich hierfür Stoffhosen, die im Idealfall denselben Farbton wie das Oberteil aufweisen. Auch hier sind Maßanfertigungen äußerst empfehlenswert.
  • Noch ein kleiner Tipp zu den Schuhen: Sie sollten als erstes gut passen sodass man in Ihnen gut laufen kann. Zudem sollten auch die Stiefel farblich abgestimmt zum Rest des Outfits sein. So habe ich beispielsweise meine schwarzen Stiefel mit Hilfe von Lederfarbe hell angemalt.

 

EQUIPMENT

Zum Equipment gehört in der Showmanship gehört nur das Halfter. Dafür eignet sich am besten ein entsprechendes Showhalfter. Diese sind spezielle Lederhalfter welche mit Silberbeschlägen versehen sind. Sie sollten dabei nicht nur schön aussehen, sondern auch gut passen.
Dazu gehört eine Führkette, die unter dem Kinn entlanggeführt und am Backenring des Halfters befestigt wird.
Wahlweise ist es nicht zwingend erforderlich ein Showhalfter mit Führkette zu verwenden. Ebenso kann, wenn man beispielsweise als Einsteiger nicht direkt in ein teures Lederhalfter investieren möchte, ein normales Halfter und ein Strick (kein Panikhaken!) verwendet werden.

 

ERSCHEINUNGSBILD

  • Das Pferd: Gerade in dieser Disziplin ist das Erscheinungsbild des Pferdes wohl am Wichtigsten. Neben dem makellos sauberen Fell, sollen Mähne, Schweif und Hufe genauso gepflegt aussehen. Um das Fell des Pferdes besonders glänzend zu bekommen, ist es ratsam das Pferd am Tag vorher zu waschen. Gerade als Besitzer von hellen Pferden, wie ich, ist es fast unmöglich drum herum zu kommen, denn gerade die Sattellage, auf der sich logischerweise hier kein Sattel befindet, ist schwer sauber zu bekommen. Für Schimmel, Schecken und Palominos empfiehlt sich hier spezielles Schimmel-Shampoo. Hat ein Fuchs beispielsweis nur ein weißes Bein, so kann man Baby-Puder verwenden um es strahlender wirken zu lassen. Für besonders hartnäckige Flecken gibt es auch Touch-Up Sprays in verschiedenen Farbvarianten. Mit diesen wird quasi wie mit Graffiti die dreckige Stelle übersprüht.

    Um die Hufe schwarz und glänzend zu bekommen wird häufig Hufblack verwendet. Hier gibt es entweder flüssige Varianten oder Hufblack zum Sprühen. Doch Vorsicht- gerade flüssiges Hufblack geht verdammt schwer von den Fingern ab. Nehmt euch dazu am besten Einweghandschuhe.

    Ein i-Tüpfelchen ist das einölen des Pferdekopfes. Zunächst sollte der Kopf gründlich gesäubert werden. Um Dreck aus Nüstern, Ohren und an den Augen zu entfernen eignen sich Feuchttücher hervorragend. Anschließend werden die Partien um den Augen sowie Ohren und Nüstern mittels Baby Öl oder spezieller Creme hervorgehoben.

    Das Gesamtbild wird schlussendlich durch Mähne und Schweif abgerundet. Die Mähne vieler in der SSH vorgestellten Pferde ist kurz. Damit sie dann schön liegt, wird sie eingezopft. Eine Reihe an kleinen, dicht aneinander liegenden Zöpfen wird in die Mähne des Pferdes gezaubert. Das ist eine sehr anstrengende Arbeit, jedoch lohnt es sich definitiv. Um die Mähne zu fixieren wird, gerade über Nacht, ein Sleezy übergezogen. Dieser verhindert nicht nur dass die Zöpfe sich lösen oder verrutschen, sondern hält das Pferd im Schulter- und Halsbereich sauber.

    Der Schweif bedarf einer ebenso akribischen Behandlung. Gerade in den höheren Klassen werden hier Schweiftoupets in den Schweif eingeflochten. Das ist definitiv kein Muss, doch wirkt der Schweif dadurch um einiges voluminöser. Ein Tipp an dieser Stelle: sorgt dafür das, wenn der Schweif auf dem Turnier eingeflochten wurde, das Geflochtene rechtzeitig geöffnet wird. Ein welliger Schweif und ein glattes Schweiftoupet sehen zusammen äußerst kontrovers aus. Des Weiteren sind elastische, selbsthaftende Bandagen sehr sinnvoll um das Schweiftoupet während des Aufwärmens zu fixieren. Vergesst jedoch nicht die Bandagen vor dem Start aus dem Schweif zu entfernen!

  • Der Vorsteller: Neben dem Erscheinungsbild des Pferdes, ist das des Vorstellers ebenso wichtig für den Gesamteindruck. Auch hier gilt ein gepflegtes Äußeres als wünschenswert. Das Outfit spielt dabei die wohl größte Rolle. Für mich ist es zudem wichtig, dass der gesamte Look in sich stimmig ist, dazu zählt ebenso Make-up, Frisur und Nagellack. In der SSH steht man beim Set-Up dem Richter bzw. dem Ringsteward auf Augenhöhe gegenüber, weshalb das eigene Erscheinungsbild daher mehr beachtet werden sollte. Diese Ansichtsweise wirkt unter Umständen ein wenig eitel, doch geht es in der Showmanship neben dem Vorstellen des Pferdes auch um das Präsentieren der eigenen Person. Ein bisschen Make-Up zur Stärkung des Selbstvertrauens sollte daher nicht verkehrt sein. Hierbei sollte das Make-Up dem Outfit angepasst werden. Eleganz und Seriosität werden durch entsprechendes, nicht auftragendes Make-Up unterstrichen. Um den Look zu perfektionieren sollte auch die Frisur makellos sitzen. Alle Haare sind aus dem Gesicht zu entfernen. Lange Haare werden nicht im Zopf sondern vorzugsweise in einem Dutt zusammengebunden, da ein Zopf das Gesamtbild unruhig erscheinen lässt.

DIE MANÖVER

  • Führen: Die Fähigkeit das Pferd an der Hand vorzustellen ist die Grundlage der Showmanship. Es wird in den Gangarten Schritt und Trab geführt wobei auch deren Verstärkungen, sprich extended walk oder extended jog, mit einbegriffen sind. Der Vorsteller steht beim Führen auf der linken Seite des Pferdes. Dabei hält er die Führleine in der rechten Hand und in der Linken deren Ende. Das Berühren der Führkette führt zu Punkteabzug.
  • Backup: Genauso wie das Vorwärts sollte auch das Rückwärts flüssig und fehlerfrei abrufbar sein. In der Pattern kann die Linienführung des Backups variieren. In den niedrigeren Leistungsklassen sind es ausschließlich gerade Linien, wohingegen in der LK 1 auch Bögen, Ecken oder Kreise gefordert sein können.
  • Turn: Auch vom Boden aus wird eine Hinterhandwendung verlangt. In diesem Fall werden die Drehungen stehts nach rechts, also weg vom Vorsteller, ausgeführt. Egal ob 90° oder 720° Drehung- dies hängt wieder mit der Leistungsklasse zusammen. In den höheren Leistungsklassen wird folglich häufig mehr als 90° gedreht. Das schwierigste hierbei ist darauf zu achten, dass das Pferd nicht aus dem Turn läuft. In der HHW soll das Pferd auf dem inneren Bein stehen und dieses soll nicht die Anfangsposition verlassen. Wechselt das Pferd im Turn das Hinterbein und macht es einen Schritt nach vorne, gibt es dafür Penaltys.
  • Set-Up: Aufstellung zur Inspektion. Das Set-Up kann an mehreren Zeitpunkten der Pattern auftreten: Zu Beginn der Pattern, innerhalb der Pattern, vor dem Richter oder ggf. auch am Ende der Pattern. Beim Set-Up allgemein handelt es sich um das Aufstellen des Pferdes im „Square“, das heißt, dass alle vier Beine geschlossen stehen müssen. Das Set-Up welches noch vor eigentlichem Beginn der Prüfung erfolgt, wird immer am Startpunkt ausgeführt. Wichtig ist es sich danach zu orientieren wo der Richter sich innerhalb der Aufgabe befindet, da ggf. die Seite gewechselt werden muss. Steht man dann auf der rechten Seite des Pferdes und hat durch das Abnicken signalisiert, dass man die Prüfung startet, so muss man sich anschließend wieder auf die richtige Führposition begeben. Das Set-Up vor dem Richter ist einer der anspruchsvollsten Parts jeder Showmanship Pattern, da hier einiges beachtet werden muss. Vor dem Richter stehend wird das Pferd wieder korrekt aufgestellt. Ist dies erfolgt, so wird dem Richter/Ringsteward zugenickt um auszudrücken, dass das Pferd bereit zur Inspektion ist. Bei der Inspektion läuft der Richter einmal um das gesamte Pferd herum und begutachtet dieses. Das bringt gleich mehrere Tücken mit sich. Zunächst muss der Vorsteller je nachdem auf welcher Höhe des Pferdes sich der Richter sich befindet, die Position ändern. Beginnt der Richter beispielsweise damit die rechte Seite des Pferdes anzuschauen, dann bleibt man vorerst auf der linken Schulterseite. Erreicht der Richter die Höhe der Hinterhand, so muss man sich auf die rechte Seite des Pferdes begeben. Grundlegend sollte dabei beachtet werden, dass der Vorsteller niemals die Sicht auf das Pferd versperrt, stehts Blickkontakt zum Richter hält und die Kontrolle über das Pferd immer gewährleistet ist. Eine weitere Schwierigkeit während des Set-Ups besteht darin, dass das Pferd sich nicht bewegen darf. Es muss so lange ruhig Verharren bis der Richter seine Runde beendet hat. Bewegt sich währenddessen jedoch ein Fuß des Pferdes, auch wenn es nur ein Hinterbein entlastet, so gut es erheblichen Punktabzug. Des Weiteren gibt es das sogenannte Short Set-Up. Dieses kann mitten in der Pattern abverlangt werden, wobei der Pferd hier nur im Square aufgestellt wird. Ein Seitenwechsel erfolgt nicht.

 

DIE BEWERTUNG

Auch hier unterscheidet sich die Showmanship vom Großteil der gerittenen Prüfungen. Es wird nicht von einem Grundscore von 70 ausgegangen wie beispielsweise im Trail. Die Bewertungsgrundlage ergibt sich in der SSH aus der Punktzahl die auf die Präsentation und den Gesamteindruck gegen wird. Diese Punktzahl reicht von 60 bis 90 wobei 60 die schlechteste und 90 die beste Bewertung darstellt. Ausgehend von diesem erreichten Wert werden die Manöverscores sowie Penaltys entsprechend addiert oder subtrahiert. Die Manöver Bewertungen reichen von -1 ½ bis + 1 ½. Pluspunkte werden durch besonders flüssiges Ausführen der Manöver mit höherem Tempo erzielt. Das Zusammenspiel sollte harmonisch und die Hilfengebung so fein und präzise wie möglich wirken. Der selbstgewählte erhöhte Schwierigkeitsgrad sollte jedoch niemals die korrekte und exakte Ausführung ausschließen. Hier gilt zuerst die Korrektheit, dann der Weg zur erhöhten Schwierigkeit.
Neben den Manöver Bewertungen gibt es Penaltys-Strafpunkte. Diese werden für gröbere Fehler erteilt und sind oft gravierender als ein negativ bewertetes Manöver.
Es gibt 3 Penaltys die vergeben werden können:
-m (minor fault) 5er Penalty
-M (major fault) 10er Penalty
-S (severe fault) 20er Penalty
Ein kleines m gibt es bespielweise bereits beim Auslaufen beim Anhalten bis zu 2 Tritten oder beim Entlasten eines Hufes im Set-Up.
Ein 10er Penalty wird erteilt, wenn man bis zu ¼ Runde über- oder unterdreht oder die Linie beim Back-Up erheblich abweicht.
Die meisten Punktabzüge, die Severe Faults, erfolgen nach schwerwiegenden Fehlern. Diese können sein: Herauslaufen aus dem Set-Up, wenn keine erkennbare HHW erfolgt oder wenn der Vorsteller das Pferd berührt.
Man sollte sich mit dem Bewertungssystem unbedingt vor der Teilnahme auf dem Turnier auseinanderzusetzten. Hierzu empfehle ich die Formulierungen im Regelbuch der EWU durchzuarbeiten.

Showmanship ist eine sehr anspruchsvolle Disziplin. Was zunächst sehr einfach erscheint, entpuppt sich als harte Arbeit. Ein Pferd für die SSH zu trainieren ist nicht leicht, zumal man selber einiges an Kondition mitbringen sollte. Die Showmanship ist eine Disziplin der Perfektionisten. Hier wird auf das kleinste Detail geachtet, der eigene Look muss perfekt und das Pferd makellos sauber sein. Wer gerne showt, sich und sein Pferd präsentiert und sich nicht scheut früh aufzustehen, dann ist Showmanship genau das Richtige.

#teamridersdeal bedankt sich bei Helene von @prince.freckles für den interessanten Beitrag. :-)