Eine kleine pferdige Reise durch mein Leben

In unserer neuen RNBS-Blogreihe präsentieren Dir unsere Teilnehmer ihre interessanten Beiträge. Heute ist Katharina von @katha_toledano an der Reihe und nimmt Dich auf eine spannende Reise durch ihr Leben.

Mein Name ist Katharina Freitag-Engelbach und ich bin 1984 geboren. Ich wohne im wunderschönen Nordhessen, nicht weit entfernt von der Ferienregion Edersee und dem Nationalpark Kellerwald. Nach meinem Abitur habe ich Pferdefachmanagement studiert und bin seit 2014 selbständig auf unserer kleinen, privaten Reitanlage mit aktuell 12 Einstallern. Ich habe fast 20 Jahre lang Pferde trainiert und Unterricht gegeben. Dabei hat mir das Training mit „Problempferden“ immer am meisten Spaß gemacht. Meine Trainingsphilosophie ist eine ganz eigene… Da ich in mehren Sparten der Reiterei „zu Hause“ war, habe ich sehr viel Input durch verschiedenste Trainer der Dressur, Western, sowie Working Equitation sammeln können und habe daraus über viele Jahre meine eigene, immer „pro-Pferd“ arbeitende Herangehensweise entwickelt. Bei mir gibt es keinen festen Plan, sondern ich schaue, was genau das jeweilige Pferd braucht, wie es am besten lernt und wie ich genau mit diesem Pferd ans Ziel komme. Dabei stehen das Wohlbefinden und die artgerechte Haltung und Ausbildung bei uns immer an oberster Stelle. Nur zufriedene und glückliche Pferde sind in der Lage, ihr volles Potenzial zu entfalten. Durch einen Bandscheibenvorfall trainiere ich bereits schon länger keine Fremdpferde mehr, sondern
konzentriere mich hauptsächlich auf unseren Pensionsbetrieb.

Pferde spielen in meinem Leben eine wichtige Rolle solange ich denken kann. Ich glaube ich konnte kaum sprechen, da wollte ich schon mein eigenes Pferd haben. Da unsere Familie eigentlich absolut nichts mit Pferden am Hut hatte, bekam ich natürlich kein Pferd. Auch kein Pony. Also habe ich mir selbst geholfen und wurde eben solange zum Pferd bis ich eins bekam. Was heisst, dass ich mit zwei Jahren begonnen habe, auf unseren rechteckigen Teppichen zu Hause auf vier "Beinen" (eigentlich eher auf meinen Knien) Traversalen, Pirouetten und Piaffen nachzuspielen, auch fliegende Wechsel und Tempiwechsel waren Teil meines Repertoires. Meine Eltern fragten sich natürlich wo das alles herkam, denn weder hatte ich sowas schon einmal im Fernsehen gesehen, noch irgendwo anders und so war klar, aus irgendeinem Grund, hatte ich den Pferdevirus im Blut. Da es zu dieser Zeit bei uns im örtlichen Reitverein erst ab einem Alter von zehn Jahren erlaubt war Reitstunden zunehmen, unterstützten mich meine Eltern dahingehend, dass sie mir Knieschoner fürs Inlineskaten kauften, damit ich mir beim "Pferd spielen" wenigstens meine Knie nicht kaputt machte. Hat geklappt, die Knie sind noch heil...

Als ich fünf Jahre alt war, bekam ich zu Weihnachten ein Schaukelpferd aus Holz geschenkt. Das bewegte sich zwar leider nicht vorwärts, dafür hatte es einen richtigen Sattel, eine richtige Trense und richtige Mähne und Schweif. Sokam ich zwar nicht weit, übte aber jeden Tag satteln, trensen, auf- und absteigen und (und das kommt mir heute bei meinem Spanier wirklich sehr zu Gute), Mähne und Schweif bürsten und flechten. Darin war ich schon mit fünf Jahren der absolute Profi! Dieses Schaukelpferd steht noch heute in meinem Lesezimmer und wird mich für den Rest meines Lebens begleiten. Leider hat der Schweif ein wenig gelitten und ist nur noch die Hälfte von dem was er einmalwar, aber auch das hatte seinen Lerneffekt. Heute benutze
ich dafür nämlich Schweif- und Mähnenspray… Das beugt dem Verlust deutlich vor :-)

Mein Schaukelpferd aus Holz


Zu meinem zehnten Geburtstag bekam ich von meiner Oma einen Reithelm geschenkt und da war klar, meine Eltern hatten mich im Reitverein angemeldet. Das wohl schönste Geschenk. So begann ich also ganz klassisch auf Schulpferden zu reiten. Nach einem Jahr bekam ich mein erstes Pflegepferd, einen Schimmelwallach namens Lavando, der leider alles andere als einfach war, trotzdem liebte ich ihn und ritt ihn bis ich dreizehn Jahre alt war. Meine Eltern wollten wohl erstmal schauen, ob ich auch dabei bleibe und mir nicht irgendwann vielleicht eher Jungs
in den Kopf kommen. Wie konnten sie das nur denken??? Natürlich kamen mir keine Jungs oder andere Sachen in den Kopf, das Einzige was ich im Kopf hatte waren Pferde. Und so bekam ich dann, nachdem einer meiner Reitlehrer meinen Vater darauf hingewiesen hat, dass ich wirklich Talent habe, mit 13 Jahren mein erstes eigenes Pferd. "Arabella vom Forellenkotten" hieß sie, hatte damals noch ein Fohlen bei Fuss und war eine reine Zuchtstute, aber ich hatte mein Herz an sie verloren und so zog sie dann im Herbst 1997 in ihre Box im Reitverein. Sie konnte eigentlich nichts, aber mit regelmäßigem Unterricht schafften wir es immerhin ein Jahr später Siege bis A-Dressur und A-Springen zu erreichen. Irgendwie machte mir zu dieser Zeit das Springen mehr Spass und so zog im Jahr 1998 meine Schimmelstute "Miss Saigon" neben Arabella in die Box ein. Sie war ein reines Springpferd, ein Mix aus Andalusier und ungarischem Warmblut. Bei ihr entdeckte ich schon meine Liebe zu den spanischen Pferden, denn sie war einfach traumhaft zu reiten und machte es dem Reiter wirklich einfach. So konnte ich mit ihr, vier Wochen nachdem sie bei uns eingezogen war, direkt mein erstes L-Springen gewinnen. Leider bekam sie ein Jahr später hochgradig Arthrose in beiden Karpalgelenken und mir wurden irgendwie die Sprünge zu hoch. So erinnerte ich mich also zurück an meine Karriere als zweijährige auf unserem Teppich und fokussierte mich seitdem komplett auf die Dressur. Im Jahr 1999 zogen wir mit Arabella und Miss Saigon in unseren eigenen kleinen Stall. Bei uns auf einem Gelände wurde eine alte Lagerhalle frei, die wir zur Reithalle umbauten und ein paar Boxen anbauten und vermieteten. In einem Reiturlaub hatte ich meine damalige Reitlehrerin kennengelernt, die zu uns zog und sich auf unserer kleinen Anlage selbstständig machte.

Arabella, mein erstes eigenes Pferd


Ich ritt von da an nur noch Dressur und hatte das Glück, durch einen Förderlehrgang vom nordhessischen Verband aus, im Jahr 2000 zu einem Nachwuchsturnier in Leverkusen nominiert zu werden. Dies war ein absoluter Zug des Universums, denn durch einen riesengroßen Zufall, lernten wir auf dem Turnier einen bekannten Dressurtrainer kennen, den Mann und Trainer der damaligen Mannschafts-Olympiasiegerin. Meine Reitlehrerin kannte ihn und wir kamen ins Gespräch. Der Trainer hatte ein Pferd von einer Reitschülerin zu verkaufen, welches seiner Meinung nach sehr gut zu mir passen würde. Also fuhren wir noch am selben Tag nach Aachen. Ich ritt dort "What Joy", einen damals 12 jährigen Hannoveraner Wallach und meinen absoluten Lehrmeister. Es war genau wie der Trainerprophezeit hatte.

What Joy 2001


Obwohl Joy alles andere als einfach zu reiten war, harmonierten wir sofort und so passierte das, was ich nie für möglich gehalten hätte. Ich ritt meine ersten Traversalen und fliegenden Wechsel und das auf einem Pferd und nicht auf meinen Knien. So zog also im Herbst 2000 What Joy bei uns ein und ab da lief es für mich tatsächlich wie im Traum. Noch im Herbst wurden wir nach einem Sichtungslehrgang in den hessischen Landeskader aufgenommen. 2001, in unserer ersten Turniersaison, wurden wir für den "Preis der Besten" in Warendorf nominiert, wo wir einen sensationellen 5. Platz im Finale belegen konnten und aufgrund dessen in den deutschen Bundeskader für Junioren berufen wurden, in dem ich blieb, bis ich altersbedingt mit 22 Jahren ausschied.

What Joy 2001


Ab 2001 ritt ich Dressurprüfungen der Klasse M und konnte es selbst gar nicht richtig realisieren. Das Highlight des Jahres war für mich der Sieg mit unserer deutschen Mannschaft beim internationalen Jugendreiterfestival in Hagen a.T.W. im Nationenpreis und mehrere internationale Siege in Belgien und England in der Einzelwertung. Ende des Jahres 2001 ritt ich meine erste S-Dressur, die ich mit einem fünften Platz beendete. Mit Joy ging es die nächsten vier Jahre so weiter, wir waren zweimaliger Landesmeister der Jungen Reiter, dreimal Vizemeister der Junioren, haben fünf Deutsche Meisterschaften zusammen bestritten und etliche Turniere im In- und Ausland geritten. Joy war nicht nur ein grossartiger Sportpartner, sondern auch ein wunderbarer Freund. Er hat manchmal seine Tränke so voll Heu gestopft, dass sie die ganze Nacht gelaufen ist und er morgens bis zum Fesselgelenk im Wasser in der Box stand. Er liebte alle kleinen Tiere, unsere Stallkatzen haben regelmäßig auf seinem Rücken geschlafen. Er war definitiv eins der wenigen Seelenpferde, die mich auf meinem Weg bisher begleitet haben… 2002 kam "McCavity", ein neunjähriger KWPN-Wallach dazu, um Joy ein wenig zu entlasten, da wir ihn nur noch gezielt auf Turnieren einsetzen wollten. So hatte ich sechs wahnsinnig tolle Jahre im Sport und sammelte mit beiden Pferden etliche Platzierungen. Das Flaggschiff allerdings blieb immer Joy. An ihn kam einfach keiner heran. Im Jahr 2007 ging Joy in seine wohlverdiente Rente und wurde nurnoch zu Hause locker gearbeitet, stand in einer kleinen Herde im Offenstall und hat ab da sein Rentnerleben genossen. McCavity wurde von einer Reitschülerin noch ein wenig in ländlichen M-Dressuren erfolgreich vorgestellt. So haben beide Pferde ihren Lebensabend genossen und sind bis zu ihrem Tod bei mir geblieben. Joy wurde 23 Jahre alt, ihn mussten wir leider aufgrund der Folgen einer Cushing-Erkrankung im Jahr 2012 einschläfern und Mac ist 25 Jahre alt geworden. Auch meine ersten beiden Pferde, Arabella
und Miss Saigon blieben bis zu ihrem Tod bei uns. Arabella ist sage und schreibe 30 Jahre alt geworden und hat mich somit fast 20 Jahre begleitet.

Im Jahr 2007 kam aufgrund der Rente meiner beiden Dressurpferde "Diorissima" als vierjährige Stute zu mir in den Stall. Mit ihr ritt ich über die Jahre von Dressurpferdeprüfungen bis zur Klasse S und mit ihr habe ich im Jahr 2012 meinen zehnten Sieg in einer S-Dressur erreicht, womit die Voraussetzungen für die Verleihung zum Goldenen Reitabzeichen erfüllt waren. Und damit hat sich einer meiner Lebensträume erfüllt. Die grösste Ehrung, die einem als Reiter zuteil werden kann.

Diorissima 2013

Verleihung Goldenes Reitabzeichen 2013


Ich glaube ich habe nie einen schöneren Tag erlebt in meinem Leben, als den 5.5.2013, an dem ich mein Goldenes Reitabzeichen verliehen bekam. Denn es war nicht nur die Verleihung des Abzeichens, es war ein Tag an dem ich die größte Dankbarkeit empfunden habe, die man sich vorstellen kann. Dankbarkeit meinen Eltern gegenüber, die meinen Weg so vorbehaltlos unterstützt haben, mit mir jahrelang durch halb Europa gereist sind, von Turnier zu Turnier, die mich seit meiner Kindheit unterstützt und gefördert haben und es mir ermöglicht haben, diesen Traum zu leben. Dankbarkeit meiner Schwester Birgit gegenüber, meinem Lieblingsmenschen und Fels in der Brandung, die immer und für alles ein offenes Ohr und gute Ratschläge hat
und mich in meiner reiterlichen Zeit so oft als mentaler Coach vor wichtigen Turnieren unterstützt hat. Und natürlich Dankbarkeit für solche Ausnahmepferde. Jedes einzelne einzigartig und auf seine Weise ein Champion. Wegensolcher Gefühle wird solch ein Tag unvergesslich, nicht nur weil man plötzlich ein goldenes Abzeichen am Frack trägt (aber deswegen natürlich auch).

Mein Dad und Diorissima kurz vor der Verleihung des Goldenen Reitabzeichens


Dieser Tag war das Highlight meiner reiterlichen Laufbahn, welche leider, und manchmal ist es wirklich so, dass Freud und Leid nah beieinander liegen, sechs Wochen nach der
Verleihung abrupt endete. Denn knapp sechs Wochen nach der Verleihung des Reitabzeichens ist mein Vater ganz plötzlich und unerwartet verstorben. Und das hat mir zu diesem Zeitpunkt den Boden unter den Füßen weg gerissen. Es ist absolut unbegreiflich, wenn jemand, auf den man immer zählen konnte, der immer für einen da war, der Vater, bester Freund und Mentor und der sichere Hafen in jedem Sturm des Lebens war, von jetzt auf gleich nicht mehr da ist. Da wir all die Jahre zusammen auf Turnieren waren, es immer "unsere" Zeit war, konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen, jemals wieder aufs Pferd zu steigen. Geschweige denn nochmal Turniere zu reiten. So habe ich ein Jahr Reitpause gemacht, in der Zeit unseren Stall
umgemeldet und mich dort selbstständig gemacht. Nach einem Jahr habe ich dann wieder angefangen Trainingspferde zu reiten. Einmal Reiter immer Reiter. Irgendwann kam der Drang aufs Pferd zu steigen zum Glück wieder...

Die kleine Joy


Diorissima haben wir damals komplett aus dem Sport genommen und sie 2015 zum ersten Mal decken lassen. Sie hat 2016 ihr erstes Fohlen, eine wunderschöne Rappstute von Fürstenball bekommen. Wir haben ihr in Andenken an meinen Dad und an mein Ausnahmepferd What Joy den Namen "Friday's Joy" gegeben. Leider schlug auch da das Schicksal noch einmal zu. Bei der kleinen Joy wurde 2018 im Alter von nur zwei Jahren eine chronische Niereninsuffizienz festgestellt. Diese ist beim Pferd nicht heilbar, verläuft aber unterschiedlich schnell. Im Laufe des
Jahres baute sie allerdings immer weiter ab und so mussten wir unseren kleinen Sonnenschein am 5.12.2018 über die Regenbogenbrücke gehen lassen. Ich war, wie bei allen meinen Pferden, bis zum letzten Atemzug bei ihr und auch ihre Herde mit ihrer Mum, ihrer Halbschwester und ihrem Onkel, durfte sich noch von ihr verabschieden. Dieser Tag hat mich sehr getroffen, denn Joy war ein absoluter Sonnenschein und jedermanns Liebling und ich habe sie wirklich sehr geliebt. Im Juni 2018 hat Diorissima ihr zweites Fohlen, eine ganz tolle dunkelbraune Stute von Fürstenlook, bekommen, welche mit der kleinen Joy aufgewachsen ist und aktuell in der Aufzucht, also quasi im Pferdekindergarten, ist.

Joy und Amy


Ich möchte noch einmal mit Euch ein paar Jahre zurückgehen, denn zusätzlich zur Dressur, habe ich noch einiges an Erfahrungen im Westernbereich sammeln können. Denn 2005 kam neben What Joy mein zweites Herzenspferd zu uns. Skips Windy Leo, ein damals dreijähriger Paint Horse Wallach. Aufgrund der Tatsache, dass es mit den Turnierpferden schlichtweg nicht möglich
war über Stock und Stein zu reiten und das über mehrere Stunden (und Tage) und vor allem schon gar nicht für meinen Dad, ist der kleine Mann damals zu uns gezogen. Mein Dad hatte auch Lust bekommen, sich hin und wieder mal in den Sattel zu schwingen und gemütlich im Schritt durch den Wald zu reiten und welche Pferde wären da besser geeignet, als entspannte Westernpferde, mit bequemen Sätteln, aus denen man nicht rausfallen kann und mit denen man einfach im Wald entspannen kann. Tja, was soll ich sagen... Skip war nicht entspannt und
Westernsättel sind nicht zwangsläufig bequem und doch, man kann sehr wohl aus ihnen heraus fallen, wie ich unschön erkennen musste. Ich fand es super, dass ersensibel war, mein Dad hat ihn ein paarmal im Wald geritten, allerdings hatte Skip anfangs Angst vor Bänken, Ästen, Bäumen, prinzipiell vor Holz und vor Kühen. Das machte es im Wald schon schwer entspannt zu reiten. So beschloss mein Dad, dass es entspannter ist, wenn man selbst nicht reitet und ich habe begonnen mit Skip auf Kurse zu fahren, mich weiterzubilden und zu lernen. Dressurreiten
konnte ich, aber Western war neu. Aber Pferd ist Pferd und es weiss ja nicht wofür es geboren wurde. Ich habe einige wirklich tolle Trainer erleben dürfen, einer von ihnen war der unvergessene Jean-Claude Dyslie aber auch Buck Brannaman, welcher für mich der beste Horseman weltweit ist. Was nicht nur an seinen Ideen des Trainings liegt, sondern daran, wie er die Pferde fühlt. Ich habe nie vorher in meinem Leben einen Menschen getroffen, der so ehrlich,authentisch und echt ist wie Buck Brannaman und das sowohl zum Mensch, als auch zum Pferd. Und das machts ein Training aus. Er fühlt das Pferd und wenn er mit ihm arbeitet ist er eins mit ihm. Dieses eine Seminar hat vor Jahren mein Leben und Denken in Bezug auf Pferde und
Training völlig verändert und für solche Horsemen, wie die beiden genannten, danke ich dem Universum.

Skips Windy Leo 2007


So haben Skip und ich also zusammen ganz neue Wege gelernt und sind über die Jahre zu einem unschlagbaren Team geworden. Wir haben im Westernbereich etliche Turniere geritten. Und zwar hauptsächlich Ranch Horse Versatility, eine Disziplin, bei der die Vielseitigkeit des Quarter Horses wie es ursprünglich gezüchtet wurde, bewertet wird. Und Skip war ein Professor, er war nicht perfekt westernmäßig ausgebildet, dafür aber ziemlich gut dressurmäßig und so fein an meinen Hilfen, dass wir trotzdem in den meisten Fällen die reinen Westernreiter in diesen Disziplinen schlagen konnten. Er lief perfekt einhändig im Bit, lief Zweierwechsel, Traversalen und Pirouetten, war ein Professor bei der Rinderarbeit und nach drei Jahren eine Lebensversicherung in wirklich jeder Situation. Er hatte dann auch keine Angst mehr vor Bäumen im Wald... :-)
Skippi habe ich leider viel zu früh durch einen Weideunfall verloren.

Magnum Cody Jac 2012


Da mich die Leichtigkeit des Westernreitens, wie ich es über die Jahre gelernt hatte, absolut faszinierte, war klar, dass nach Skips Tod auf jeden Fall wieder ein Quarter bei uns einziehen musste. So kam ich über zwei, drei Umwege und Zufälle zu meinem absoluten Clown desJahrhunderts..."Magnum Cody Jac". Ein Pferd wie gemalt, bildschön, mega talentiert... und absolut irre. Irre nicht beim Reiten, da war er ein Lamm, er hatte einzig und allein Angst vor Bäumen im Wald (vielleicht eine Reinkarnation von Skip??). Ansonsten super toll, aber wie gesagt ein wenig
"out of order". Er hat Dinge geschafft, wie zum Beispiel sich seine Decke abzuziehen und diese dabei in tausend Einzelteile zu zerlegen. Und zwar so, dass die Deckenteile unter den Hufeisen festhingen und der Schmied die Eisen abmachen musste, damit wir die Deckenfetzen entfernen konnten. Magnum hat es auch geschafft, sich in der Führanlage die Nase so anzuhauen, dass er mit zehn Stichen genäht werden musste. Und er ist das einzige Pferd, welches ich kenne, dass versucht seinen Reiter mit dem Führstrick zu "erschleudern". Neben seinen "Special Effects" hatte er mega Talent, war dreijährig Breeders Futurity Champion (das ist ein Nachwuchsturnier für Reiningpferde), mit dem bisher höchsten Score in Deutschland und auch ich habe mit ihm noch ein paar Reining (eine Disziplin des Westernreitens) Turniere geritten. Da mir allerdings die Reitweise nicht so zugesagt hat, da ich doch eher Fan der Arbeitsreiterei bin, habe ich ihn aus dem Sport genommen und wir sind zu Rindertrainings, Wanderritten etc. aufgebrochen. Magnum lebt mittlerweile in seiner neuen Familie, nämlich bei ganz tollen Menschen, denen ich ausnahmslos jedes meiner Pferde anvertrauen würde und die eigentlich auch für mich wie Familie sind, da ich ihn leider aufgrund meines Bandscheibenvorfalls nicht mehr schmerzfrei reiten konnte. Mit Magnum endete für mich tatsächlich die Ära des Westernreitens, da ein großer Traum noch auf mich wartete und dieser Traum ist im Juli 2018 wahr geworden. Die meisten werden ihn kennen ;-) Er heisst Toledano, ist mittlerweile acht Jahre jung, Südländer und der charmanteste junge Mann, der mir in meinem Leben begegnet ist. Soviel sei vorab erwähnt. Ihm werde ich
meinen zweiten Blogeintrag widmen.

Ich möchte mit diesem Beitrag "DANKE" sagen!

Danke meinen Eltern, die mich, obwohl sie selbst vorher nie etwas mit Pferden zu tun hatten, auf meinem Weg so unendlich unterstützt haben. Ohne euch wäre all das niemals möglich gewesen!
Meine Mum, die auf jedem Turnier jedes Ergebnis akribisch aufschreibt und somit die besten Ergebnislisten der Welt führt und die sich immer für uns freut und immer selbst mit großem Eifer dabei ist.

Und Danke an dich Dad! Du hast mich immer ermutigt, meinen Weg und meine Träume zu verfolgen.
Ich bin sicher, hättest du Toli kennengelernt, du würdest ihn lieben und genauso über diesen kleinen, verrückten Kerl lachen, wie ich es manchmal tue. Ich denke mit großer Dankbarkeit und Freude an unsere gemeinsamen Jahre zurück und auch wenn du heute auf jedem Lehrgang und jedem Turnier fehlst, bin ich sicher, du bist doch auf deine Art und Weise dabei...


#teamridersdeal bedankt sich bei bei Katharina von @katha_toledano für diesen schönen Blogbeitrag!