Die Geburt von Island-Fohlen Fimma - ein kleines Wunder
Frühlingszeit heißt auch immer Fohlenzeit. Für jeden Pferdemenschen ist die Geburt eines Fohlens wohl eines der schönsten Erlebnisse, die man mit erleben kann.
Unsere liebe Hannah nimmt uns heute mit in die spannende Zeit vor- und während der ersten Lebenstage Ihres Island-Fohlens Fimma. Wie die Vorbereitungen abliefen, ob bei der Geburt alles glatt lief und wie die kleine Fimma nun die Welt erkundet, lest Ihr hier.
Die Vorbereitungen
Unsere Zuchtstute Fíni sollte nach einem Jahr Fohlenpause letztes Frühjahr wieder gedeckt werden. Mit dieser Entscheidung begann eine sehr spannende und ereignisreiche Zeit. Zu allererst musste natürlich der richtige „Kerl“ gefunden werden. Wichtig bei der Auswahl des Hengstes war uns, dass er selbst eine sehr gute Abstammung mitbringt und eventuell in der Lage wäre das gute Gebäude unserer Stute noch zu verbessern. Außerdem sollte er über viel Tölt verfügen und am besten fünfgängig veranlagt sein (also auch noch die Gangart Rennpass haben). Zudem sollte er einen freundlichen Charakter und viel Vorwärtsdrang vererben. Nach erfolgter und negativer Untersuchung auf etwaige Erkrankungen (Tupferprobe) haben wir für sie ein Date mit einem jungen, hübschen und sehr vielversprechenden Scheckhengst arrangiert. Da beide Pferde im Training waren und das auch noch bleiben sollten wurde Fíni an der Hand gedeckt. Das ist bei Islandpferden eher selten, da die meisten Hengste immer noch ganz natürlich im Herdenverband decken. Da sowohl Stute als auch Hengst genau wussten, was sie da taten, verlief alles sehr schnell und reibungslos. Nur etwa drei Wochen später brachte die erste Ultraschalluntersuchung Gewissheit: Fíni war tragend.
Und ab jetzt hieß es warten. Warten, warten, warten. 11 Monate können einem wirklich sehr, sehr lange erscheinen. Fíni wurde bis etwa Anfang Oktober noch leicht geritten und durfte dann in den wohlverdienten Schwangerschaftsurlaub gehen. Je weiter die Trächtigkeit voranschritt, desto deutlicher wurden die Anzeichen, dass tatsächlich ein Fohlen in ihrem Bauch heranwuchs. Der Bauch wurde immer runder und ab etwa Anfang März wurde das Euter ganz allmählich größer.
Die heiße Phase
Da dieses Jahr das Wetter leider nicht so ganz mitgespielt hat und sich der Winter bis in den April gezogen hat, konnten wir unsere Zuchtstuten leider nicht schon ganztägig auf die große Koppel am Haus stellen. Fíni hat die Nächte also in einer großzügigen und dick eingestreuten Paddockbox verbracht. Der errechnete Termin für die Geburt des Fohlens war etwa Anfang April. Die Stute war weiterhin entspannt und verhielt sich wie immer, nur ich war langsam am Ende mit den Nerven. Wann würde das Fohlen kommen? Würde alles gut gehen? Ist es ein Hengst? Oder eine Stute? Am ersten Aprilwochenende hatte die Stute dann schließlich ihre Senkwehen. Von jetzt an wussten wir also, dass es in der Regel noch etwa zwei Wochen dauern würde. Das hielt mich allerdings nicht davon ab auch nachts regelmäßig nach dem Rechten zu sehen. Die Milchleiste wurde zusehends dicker und ich hätte am liebsten Warnschilder aufgestellt, dass man sich Fíni nicht mehr mit spitzeren Gegenständen nähern sollte. Sie sah wirklich aus als könnte sie jeden Moment platzen. Ostersamstagmorgen dann die Erlösung: Harztropfen am Euter. Da diese Geburt ja nicht Fínis erste war, wussten wir, dass das Fohlen wahrscheinlich noch in dieser Nacht zur Welt kommen würde.
Die Geburt
Also haben wir Nachtwachen eingeteilt. Da wir alle mit einer eher frühmorgendlichen Geburt rechneten, haben wir am Anfang nur stündlich kontrolliert. Ich hatte die ersten Kontrollen von 21 bis 23 Uhr. Um 10 Uhr abends war alles noch wie immer. Die Stute war tiefenentspannt und fraß genüsslich ihr Heu. Um viertel vor 11 (ich hab es einfach nicht mehr bis zur ganzen Stunde ausgehalten) lag Fíni im Stroh und war schon fest am Pressen. Ich hatte gerade noch Zeit meine Tante und meinen Onkel anzurufen und die Nachtbeleuchtung einzuschalten, da war die kleine Maus auch schon auf der Welt. Ein perfektes, riesengroßes Rappstütchen mit einem großen Stern. Fíni hatte ihr Fohlen schon direkt von der Eihaut befreit und so konnte die kleine ihre ersten Atemzüge nehmen. Genauso reibungslos wie die Geburt verlief dann auch die nächste halbe Stunde. Es dauerte nur wenige Minuten bis die kleine, noch namenlose, Stute die ersten Versuche unternahm aufzustehen. Schon der dritte Anlauf war erfolgreich und sie stand, zwar noch etwas wackelig auf ihren langen Beinen, aber sie stand. Als erfahrene Mutter stellte sich Fíni gleich in Position um ihrer Tochter das Aufnehmen der ersten und so wichtigen Milch zu erleichtern. Auch das gelang ihr auf Anhieb. Egal wie oft man eine Fohlengeburt miterlebt, es ist jedes Mal aufs Neue spannend und erstaunlich wie schnell alles geht und wie wundervoll der Anblick eines gesunden Fohlens und einer zufriedenen Mutter ist. Als auch die Nachgeburt komplett und ohne Probleme abgegangen war und die Kleine das Fohlenpech abgesetzt hatte, haben wir uns zurückgezogen um etwas Schlaf nachzuholen.
Wirbelwind Fimma
Die kleine Stute, die wir Fimma getauft haben, hat alle Herzen im Sturm erobert. Fimma ist, wie der Name ihrer Mama, isländisch und bedeutet „die Fünf“. Wir haben uns für diesen Namen entschieden, da sie das fünfte Fohlen ihrer Mutter ist. Fimma ist ein sehr freundliches Fohlen, das von Anfang an die Nähe zu Menschen gesucht hat und immer fröhlich und gut gelaunt ist. Es scheint als habe sie das Temperament ihres Papas geerbt: während Mutter Fíni entspannt auf der Wiese steht und frisst, düst die kleine Fimma in immer größer werdenden Kreisen um sie herum. Sie hat bereits alle fünf Gangarten gezeigt, aber ihre Lieblingsgangart ist momentan definitiv der Galopp. Überall rennt sie hin oder versucht ihre Mutter eher unsanft zum Spielen aufzufordern. Sie ist für ihr Alter schon sehr selbständig und möchte alles und jeden ausführlich erkunden. Egal ob Hund, Katze, Vögel (welche mit Hingabe und Ausdauer über die Koppel gejagt werden) oder Schubkarren: alles Neue wird völlig angstfrei untersucht. Ich habe nun schon viele Fohlen kennengelernt und aufwachsen sehen, aber selten ein so aufgewecktes und tolles wie Fimma. Bisher erfüllt sie auch alle unsere Hoffnungen aus der Sicht eines Züchters: sie besitzt ein harmonisches Gebäude mit tollen, langen Beinen und zeigt in allen Gängen eine sehr schöne Gangmechanik (sie hebt also die Vorderbein hoch- weit und das ganz bei einer sehr starken und aktiven Hinterhand). Mittlerweile steht sie mit Fíni und einigen „Tanten“ 24 Stunden am Tag auf der Wiese und wartet sehnsüchtig auf die Geburt ihrer Spielkameraden, die wir im Laufe der nächsten Wochen erwarten.