"Alle" sprechen von Intrinzen

In unserer neuen Blogreihe präsentieren wir Dir interessante Beiträge unserer RNBS-Teilnehmer. In diesem Beitrag bringt Dir Lisa von @mit.aalstrich.durchs.leben so genannte "Intrinzen" näher. :-)

Alle Welt spricht plötzlich von Intrinzen und ich möchte es ihr nun gleich tun. Ich möchte Euch ein bisschen mitnehmen, denn auch für mich ist es ein neuer und aufregender Weg und täglich befinde ich mich in einer Selbstreflexion. Völlig gefesselt von Bildern und Filmen auf Instagram, wollte ich diese Leichtigkeit, diesen Stolz und dieses Selbstbewusstsein auch für meine Pferde. Und das ist schon der erste Punkt an dem ich arbeite muss, ich muss mich freimachen von Erwartungen. Immer und Immer wieder. Ständig tappe ich in die Falle mehr zu wollen, oder zumindest das vom Vortag erreichen zu müssen, ein völlig falscher Weg. Wir leben im Hier und Jetzt und sollten diese Einstellung den Pferden gleich tun.


Intrinsisch bedeutet dabei so viel wie „VON INNEN HERAUS“ oder auch „AUS EIGENEM ANTRIEB“. Das Zen steht für die innere Stärke. Wenn ich also mit Erwartungen an mein Pferd herangehe, gebe ich etwas von und das „VON INNEN HERAUS“ wird gehemmt. Das ist ein Prozess, mit mir und ich muss jeden Tag wieder an mir arbeiten, gerade weil ich mich noch so am Anfang befinde. Was mich besonders fasziniert ist die Bereitschaft meiner Pferde.
Ich gehe hierbei einen spielerischen Kontakt mit meinem Pferd ein und lasse es kreativ werden. Dadurch dass die Idee aus dem Pferd heraus entsteht, entstehen immer neue Bewegungsangebote. Das Pferd soll Freude an seiner natürlichen Bewegung entwickeln und Stück für Stück mehr Mut bekommen sich zu entfalten. Durch die ausnahmslos positive Verstärkung werden die Bewegungsideen des Pferdes positiv verstärkt. Besonders bei Momo merke ich, wie viel ihn dieses Zusammensein gibt. Anfangs war er unbewegt, im Kopf blockiert und die Freude an der Bewegung war verloren. Ständig kamen wir in einen Konflikt. Ich merkte, dass etwas nicht stimmte und war frustriert von der Vorstellung, dass es funktionieren muss (tut es doch bei anderen auch). Doch kein Tierarzt, kein Osteopath, kein Futter und keine Reitpause brachte Abhilfe. Eine andere Lösung musste her. Instagram inspirierte mich. Ich habe angefangen mit ihm und der Poolnudel zu spielen. Jegliche Bewegung in Richtung der Poolnudel wurde dabei positive verstärkt (in meinem Fall durch den Klicker). Schnell hatte er selbst herausgefunden, dass das Lob beim berühren der Nudel erfolgt. Neugierig ließ er sich auf dieses Spiel ein. Bald darauf gingen wir in die Bewegung über. Stück für Stück und mit vorsichtigen Schritten folgte er der Nudel um sie zu berühren. Anfangs ließ ich ihn sie recht zügig berühren, aber bald wurden die Schritte erweitert und ich begann sogar das Tempo zu erhöhen. Nun wurde nicht das Berühren der Nudel belohnt, sondern der erste Trabschritt. Endlich kam Schwung in das Pony. Immer wieder musste ich dabei auf mich hören. Mache ich Druck, erwarte ich?


Nachdem das Antraben zur Selbstverständlichkeit für ihn wurde, fing ich an, aktiver zu spielen, Energie zu zeigen. Ich wollte, dass er merkt, dass es mir Spaß macht, zu spielen. Wendungen wurden eingebaut, Tempounterschiede und Richtungswechsel. Wir spielten regelrecht fangen (Zwischendurch fängt er die Nudel natürlich auch und nicht nur „imposante“ Bewegungen
werden belohnt). Immer mehr Bewegungsideen entstanden. Er drehte sich auf der Hinterhand, warf die Beine in die Luft, deutete den Pantherwalk an und galoppierte sogar einige Schritte. Jede Bewegung die von Energie zeugt belohne ich und ich merke, wie sehr er aufblüht. Er schenkt mir wunderbare Momente voller Stolz. Er scheint sich wieder gerne zu bewegen und das auch mit mir zusammen. Dadurch, dass er die Bewegungsideen selbst entwickelt hat und sie ihm Spaß machen, fängt er auch an, wieder mit anderen Pferden zu spielen. Erst nur stehend am Platz und inzwischen sehe ich ihn sogar steigend und mit anderen Pferden galoppieren. Er wird immer stolzer und der blockierende Knoten scheint sich langsam zu lösen. Durch die intrinsische Arbeit wirkt sich die in ihm selbst liegende Bewegungsmotivation positiv auf alles andere in seinem Leben aus. Ich bin so froh, diesen Weg zu erkunden und Momo unglaublich viel Lebensenergie vermitteln zu können. Ich bin ganz gespannt, wie sich alles entwickeln wird und was die nächste Zeit so bringt. Abwarten, einen Schritt zurück machen, Anlauf nehmen, stolpern und sein. Ich werde versuchen mich mehr treiben zu lassen und vor allem auch von ihm zu lernen. Er ist mein bester Lehrmeister in allen Lebensbereichen. Und somit schließe ich meinen Beitrag mit einem Zitat von XENOPHON (Vater der Reitkunst, formuliert um 365 v.Chr.) und bin gespannt, ob ihr vielleicht auch einen Blick in diese Richtung wagt.


„WAS EIN PFERD AUS ZWANG TUT (…), DAS BEHERRSCHT ES NICHT, NOCH SIEHT ES IN IRGENDEINER WEISE SCHÖN AUS, (…). WENN MAN NUN DAS PFERD IN DIE HALTUNG BRINGT, IN DIE ES SICH ZUR SELBSTDARSTELLUNG WIRFT, WENN ES SICH AM MEISTEN IN SEINER SCHÖNHEIT ZEIGEN WILL, SO WIRD MAN AUF DIESE WEISE SEIN PFERD ALS EINES VORFÜHREN, DAS AM REITEN FREUDE HAT, PRÄCHTIG UND GEWALTIG AUSSIEHT UND DIE BLICKE AUF SICH ZIEHT.“


#teamridersdeal bedankt sich bei Lisa von @mit.aalstrich.durchs.leben für den schönen Beitrag!