Gastbeitrag: Ein Yak zum verlieben

Auch Ihr habt die Chance, hier auf unserem Blog Beiträge zu verfassen.
Den ersten Gastbeitrag gibt es heute von Isabell - sie berichtet von ihrem Yak "Anuk", den sie als Showtier ausbildet:

Ich freue mich, dass wir Euer Interesse geweckt haben und ich heute einen Gastbeitrag für den Blog schreiben darf.
Ich erzähle mal etwas über uns:


Ich habe vor fast 9 Jahren auf einem Bauernhof ein Kätzchen für mich und meine Brüder geholt, ich bin nicht auf einem Hof aufgewachsen, hatte auch sonst nicht viel mit Rindern zu tun. Durch meine Schwester lerne ich schon früh das Reiten, ich hatte aber nie ein Eigenes Pferd.
Die Kühe dort im Stall leben normal in einer Mutterkuhherde, das heißt sie sind im Sommer den ganzen Tag draußen, bekommen dort ihre Kälber und ziehen diese selbst groß. Im Winter stehen sie im Stall. Als ich dort das Kätzchen holte stand ein Kälbchen im Stall, das von der Mutter abgestoßen wurde. Ich fand gefallen daran und bürstete es, lernte ihm die Hufe geben und ging mit ihm spazieren. Später kam ich auf die Idee, ihn zu reiten. Mein "Gary" konnte in allen Gangarten geritten werden, springen, viele Zirkustricks und so kam es, dass Gary und ich Anfragen für Shows und Werbefilme erhielten. Gary ist mittlerweile in der Rente, doch ganz wollte ich die Arbeit mit Rindern nicht aufgeben.

Ich suchte im Internet nach einem neuen Rind, eines das nicht jeder hat und schon gar nicht jeder trainieren kann. Ich fand die Yaks. Rinder mit einem noch unverbrauchten und wilden Charakter, vergleichbar mit einem Bison. Das bullige Auftreten durch das lange Fell und die großen Hörner faszinierten mich, genauso wie ihre unberührte Art. Yaks sind sehr scheue Tiere, die sehr schnell aggressiv reagieren und kaum jemanden an sich ran lassen. Es gibt einige Menschen die Yaks trainieren, meines Wissens aber niemanden der ein Yak so trainiert wie ich.

Ich fand also im Februar 2018 im Internet ein Bild von einem Yakabsetzer, geboren Juli 2017. Kennt Menschen, lässt sich nur bedingt berühren. 4 Stunden Fahrt entfernt. Ich setzte mich mit dem Besitzer in Verbindung. Mein Anuk, damals noch "Leopold", wuchs mit seiner Mutter und dem Stier als 3er Herde auf einem Deich auf. Menschen sah er nur manchmal. Im Winter kamen sie zusammen mit anderen Tieren in den Offenstall und Anuk war immer sehr begeistert von seinem damaligen Besitzer. Als ich Anuk angesehen habe war ich sofort begeistert, er ließ sich sogar etwas anfassen als er gefressen hat. Ich erzählte seinem Besitzer was ich mit ihm vorhabe und dieser war sofort begeistert.

Mitte März holten wir Anuk in Sachsen ab und machten uns auf den langen Weg in den bayerischen Wald, er wurde dann von Leopold zu "Anuk- Dolan" (Bedeutung: Bär mit schwarzem Haar) umgetauft. Anuk musste bei mir 1 Monat in Quarantäne leben, weil er ja aus einem anderen Bundesland kam. Er bekam eine Box und draußen eine Weide. Im Hänger machte ich ihm ein Halfter um und führte ihn täglich morgens auf die Weide und abends wieder zurück in den Stall. Die Leine ließ ich anfangs immer dran damit ich ihn nicht unnötig treiben musste zum Einfangen. Ich verbrachte Stunden bei ihm auf der Weide und zwischen uns entwickelte sich eine wirklich einzigartige Bindung ♡.
Ich habe Monate lang nur Vertrauen aufgebaut durch Streicheln, Bürsten und Spaziergänge.
Mit ca. einem Jahr wurde Anuk dann kastriert , bekam seinen Offenstall und der Ernst des Lebens begann langsam. Die Hufe geben, angebunden sein, etwas Bodenarbeit. Immer mehr und mehr erweiterten wir unsere Arbeit, er lernte das Longieren, einige Tricks und vor allem die Freiarbeit, an der wir richtig gefallen dran haben.

Anuk braucht meistens sehr lange bis er etwas verstanden hat. Die meistens der Tricks habe ich aus seinem natürlichen Verhalten abgeleitet und dann verstärkt. z.B. das Steigen, Ablegen oder Podest. Anuk ist auch ein Tier das immer etwas Druck braucht, ist der Druck aber minimal zu viel, wendet er sich sofort ab. Wir haben irgendwann unser Mittelmaß gefunden. Auch wenn es manchmal viel Geduld und Nerven gekostet hat ;). Ebenso muss man berücksichtigen das Yaks "wilde " Tiere sind und schnell aggressiv reagieren. Anuk habe ich schon früh gelernt das er weichen soll statt anzugreifen. Wenn er geht dann bekommt er auch seine Pause. Er ist aber wirklich ein Engel und hat noch nie versucht anzugreifen. Außerdem muss man berücksichtigen, dass Yaks sehr scheu sind und gruslige Sachen eher sehen als Ich. Durch Schrecktraining haben wir aber schon viel seiner Angst genommen. Nur Traktoren sind noch gruselig, aber daran arbeiten wir. Vor allem wenn jemand hinter Ihm geht, ist ihm gar nicht wohl, das haben wir aber durch das Schlitten ziehen auch schon gut in den Griff bekommen. Anuk hat sich extrem auf mich fixiert und lässt sich nur durch mein Beisein von anderen Menschen anfassen oder führen.

Anuk ist wirklich ein sehr schlaues Tier, von dem ich jeden Tag mehr begeistert bin. Im Herbst diesen Jahres soll er eingeritten werden, dann werden wir uns mit unserer Freiarbeit und mit dem Reiten bei einigen Shows vorstellen. Mit Filmtierunternehmen stehen wir in Kontakt, diese melden sich wenn sie einen Auftrag haben und ich entscheide dann.
Mein größter Traum wäre, wenn Anuk geritten wird, dass wir vom Bayerischen Wald zur Ostsee reiten und vom Bayerischen Wald über die Alpen ans Meer. Ich hoffe ich kann uns das eines Tages erfüllen, bis dahin haben wir aber noch viel Arbeit vor uns.
Ich wünsche mir, dass ich viele Menschen mit meiner Arbeit mit Anuk begeistern kann und ihnen zeige das auch ein wildes Tier mit Zeit, Liebe, Geduld etwas lernen kann.


Hier könnt Ihr mehr über Isabell und Anuk erfahren:

Facebook: https://www.facebook.com/Yak-Anuk-Dolan-160048467995762/