Welcher Anhängerführerschein passt am besten zu Dir? B96 oder doch lieber der BE?

 

Wie beförderst Du Dein Pferd am besten auf öffentlichen Straßen? Einerseits haben Autos unterschiedliche Zugkraft-Kapazitäten. Anhänger sind mit maximalen Gesamtgewichten belegt. Ferner schränkt die Straßenverkehrsordnung die zulässigen Gesamtmassen von Gespannen auf bestimmte Führerscheine und Berechtigungen ein. Mit Deinem B-Führerschein darfst Du ein Gespann von höchstens 3500 kg fahren, mit der Erweiterung um die Schlüsselzahl 96 sind es schon 4250 kg und mit dem Anhängerführerschein BE stolze 7000 kg. Erfahre hier mehr zum Thema.

 

Pferd steigt in den AnhängerPferd steigt in den Anhänger

 

 

Führerscheinrechtlich werden die maximalen Gesamtmassen von Zugfahrzeug und Anhänger zusammengezählt. Die tatsächliche Beladung des Anhängers ist hauptsächlich für die mögliche Anhängelast an ein Zugfahrzeug relevant. Diese wird vom Autohersteller vorgegeben. Die Fahrerlaubnisklasse B könnte für einen besonders kräftigen Kleinwagen, dessen zulässiges Gesamtgewicht weniger als 2000 kg beträgt, und einen extrem leichten Pferdeanhänger ausreichen - vorausgesetzt Dein Pferd ist beispielsweise eine schlanke Haflinger- oder Araberstute.


Das in den Papieren angegebene Leergewicht eines Pferdeanhängers ist geringer als das tatsächliche Leergewicht. Gummiboden, Sattelkammer und Boxengestänge gehören offiziell schon zur Nutzlast. In manchen Fällen ist das verwendete Zugfahrzeug nur für Talstrecken geeignet, weil dessen maximale Anhängelast bei Steigungen von 8 - 12% entsprechend sinkt. Nimmst Du ein prachtvolles deutsches Warmblut mit einem Stockmaß von 1,70 Meter mit, sollte Dein Zugfahrzeug eine maximale Anhängelast von mindestens 1500 kg aufweisen, bei zwei Pferden mindestens 2200 kg. Damit steigt wiederum das zulässige Gesamtgewicht Deines Gespanns. Möglicherweise fallen Kosten für weitere Berechtigungen an.

Den Autoführerschein erweitern auf B9
Mit der Erweiterung B96 holst Du aus Deiner Fahrerlaubnis B noch weitere 750 kg für das zulässige Gesamtgewicht Deines Gespanns heraus. Starke Mittelklassewagen oder Kombis können höchstens rund 2000 kg ziehen. Die Rechnerei bei allen möglichen Kombinationen von Zugfahrzeugen und Pferdeanhängern bleibt bestehen.

Du kannst Dich für Deine Schulung auf B96 in einer Fahrschule anmelden. Wenn Du gerade die Führerscheinklasse B machst, nimmst Du die Schulung am besten mit. Sie dauert ungefähr sieben Stunden und beinhaltet:
  • 2,5 Stunden Theorie
  • 3,5 Stunden praktische Übungen wie Rangieren und Rückwärtsfahren
  • eine Stunde fahrpraktische Übungen im öffentlichen Straßenverkehr

Anschließend erhältst Du eine Teilnahmebestätigung der Fahrschule, mit der Du bei der Führerscheinstelle die Erweiterung der Klasse B beantragen kannst. Die Kosten für die Anfertigung eines neuen Führerscheins betragen circa 30 Euro. Die Schulungs-Kosten schwanken zwischen 350.- und 450.- Euro für Einzelkurse. Gruppenkurse werden ebenfalls angeboten. Sie sind im Ganzen etwas günstiger.

Oder doch gleich den Anhänger-Führerschein machen?
Das E hinter dem B bedeutet eine eigenständige Ergänzungsklasse mit Ausbildung und praktischer Prüfung. Jetzt dürfen Zugfahrzeug und Anhänger ein zulässiges Gesamtgewicht von jeweils 3.500 kg aufweisen. Die Ausbildung beinhaltet fünf Pflicht-Fahrstunden:
  • 3 Stunden Überland
  • eine Stunde Autobahn
  • eine Stunde bei Dunkelheit

Die Pflicht-Fahrstunden erhöhen sich auf 12, wenn Du den BE-Schein mit der B-Klasse zusammen machst. Dazu kommen in beiden Fällen Fahrstunden für Rangieren, Stadtfahrten, Rückwärtsfahren und weitere Übungsfahrten. Für die praktische Führerscheinprüfung sind mindestens 45 Minuten vorgesehen. Die Prüfung findet beim TÜV statt und besteht aus zwei Einzelteilen:
  • dem Fahren sowie Rückwärts um eine Kurve rangieren
  • dem Verbinden oder Trennen des Fahrzeugzuges

Die Kosten der Klasse BE belaufen sich bei einer durchschnittlichen Ausbildungsdauer auf circa 700.- bis 1000.- Euro.


Jeder muss für sich entscheiden
Die leichter gebauten Anhänger aus Polyester und Aluminium liegen bei einem Leergewicht zwischen circa 500 kg und 900 kg - für ein bis zwei Pferde. Wenn der Anhänger Reiter- und Pferdetauglich eingerichtet ist, können weitere 150 kg und mehr dazukommen. Möchtest Du ein Pferd mit 170 cm Stockmaß und 800 kg transportieren? Darf der Anhänger auch etwas stabiler gebaut sein? Spätestens dann brauchst Du einen SUV oder Geländewagen als Zugfahrzeug. B96 macht hierbei keinen Sinn mehr, auch wenn die Schulung mit weniger Kosten verbunden ist, und prüfungsfrei an einem Tag erworben werden kann. Wer darüber hinaus weitere 400 Euro und ein paar Tage in den BE-Anhängerführerschein investiert, kann bedenkenlos alles ziehen und jedes Zugfahrzeug einsetzen.


Bildquelle: Manfred Grebler, www.pferdebilder.info